Auch in Burkheim tritt in den ersten Quellen über einen hiesigen Zusammenschluss von Musikern ein Lehrer in Erscheinung: In der Stadtrechnung für das Jahr 1806 findet sich unter der Rubrik „Ausgaben auf Geistliche und Milde Sachen“ eine Quittung, in der es unter anderem heißt: Entgegengenommen hat das Geld der Lehrer Nadler, der sich auf einem später ausgestellten Auszahlungsbeleg „Koregent“ des „Musikkollegiums“ nennt.

Die Zuständigkeit des Lehrers für die Musik in der Kirche und wohl auch bei weltlichen Festen hatte in Burkheim schon damals eine lange Tradition: Schon zu Zeiten Lazarus von Schwendis ist in den Akten des Spital- und Schulfonds’ von einem „ludi moderator“ (lateinisch für Spielleiter) die Rede, der den Schuldienst und den Organistendienst in der Gemeinde zu versehen hatte.

Wie viele Mitglieder dieses Musikkollegium im Jahr 1806 hatte, geht aus der Quittung nicht hervor, wir können hier aber gewiss von einem frühen Burkheimer Musikverein sprechen, denn schon acht Jahre später, in der Stadtrechnung von 1814, werden die Empfänger der alljährlichen fünf Gulden für die Musik am Pankraztag „Stadt Musikanten“ genannt. Die Kapelle wurde also von Bürgern und Stadtrat nicht mehr als lockeres privates Kollegium von Musikliebhabern betrachtet, das auch an bestimmten
festlichen Anlässen aufspielte, sondern als fester Bestandteil des kulturellen Lebens des Städtchens. Die wichtigsten öffentlichen Aufgaben dieser „Stadtmusikanten“ waren wohl die musikalische Begleitung der Prozessionen am Pankraztag, an Fronleichnam oder bei Feldprozessionen zu anderen Anlässen, aber auch die Mitwirkung an weltlichen Feiern, wie dem Geburtstag des Großherzogs und später – nach der Reichsgründung von 1871 – des Kaisers. An den offiziellen Teil der religiösen wie der weltlichen Feierlichkeiten schlossen sich meist Volksfeste mit Musik und Böllerschießen an. Auch das Schießpulver dafür wurde aus der Stadtkasse bezahlt. Dass die protestantischen Kirchen viel seltener Prozessionen veranstalten als die katholische, dürfte der Grund dafür sein, dass in der frühen Zeit der Vereinsgründungen mehr Musikvereine in katholischen als in protestantischen Ortschaften entstanden sind.

Die politische Gemeinde war für die Instandhaltung des Kirchengebäudes, für die Wartung und das Aufziehen der Kirchturmuhr sowie für die Instandhaltung der Orgel zuständig. Auch die Musik scheint ihr lieb und teuer gewesen zu sein, denn auch in den Gemeinderechnungen der folgenden Jahre finden wir immer wieder diesen Ausgabeposten. Fünf Gulden pro Jahr waren für die arme kleine Stadt in den schweren Zeiten während und nach den napoleonischen Kriegen gewiss keine geringe Ausgabe. Im Jahr 1819 wurde „auf Befehl des Herrn Bürgermeisters“ beim Meister Stephan Berne in Breisach sogar eine Trommel bestellt, die dann die beträchtliche Summe von 18 Gulden und 73 Kreuzern gekostet hat. Hier schritt aber die beim Bezirksamt Breisach dafür zuständige Revision ein, die dem „Stadtmagistrat zu Burgheim“ befahl, „binnen 3 Tagen“ zu berichten, „1. ob diese Trommel mit Anordnung des Stadtmagistrats gefertigt wurde, 2. zu welchem Zwecke solche gebracht werden solle…“. Der weitere Schriftverkehr zu dieser Sache ist leider nicht mehr vorhanden, die Stadt zahlte dem Meister Berne allerdings im Jahr 1819 nur 6 Gulden und 18 Kreuzer. Vermutlich musste der Rest von den Musikanten selbst bezahlt werden.

Die Musik wurde aber auch mit Naturalien für ihre Dienste entlohnt, naheliegenderweise vorwiegend mit Wein: In der Stadtrechnung von 1820 verlangt Michael Keller von der Stadt 12 Gulden für Ausgabebeleg: von  ihm am 20. Juni an die Schützen und Musikanten abgegebenen Wein des Jahrgangs 1819. Ein Saum (ca. 150 Liter) dieses Weines kostete 16 Gulden, das heißt, die Musiker und Schützen haben drei Viertel Saum, also mehr als 11 0 Liter Wein konsumiert, vermutlich für Musikbegleitung und Salutschießen bei allen drei Anlässen: Patrozinium, Fronleichnam und Geburtstag des Großherzogs von Baden. Auch Brot haben die Musiker und Schützen für ihre Dienste erhalten. Der Pfarrer Ligibel vermerkte etwa um die selbe Zeit im Pfarrbuch, dass am Nachmittag des Patroziniumsfestes „die Musikanten im Hof paradieren und die Schützen feuern“. Man habe ihnen dafür am Abend zwei Viertel Wein und einen Laib Brot gegeben.

Der Verein entwickelt sich

Die Unterstützung der Musikkapelle wurde zum festen Posten im Etat der Stadt, auch wenn sie nicht immer fünf Gulden oder mehr bezahlen konnte, wie z. B. 1850, wo es für 14 Musikanten nur 3 Gulden und 44 Kreuzer gab, also für jeden 16 Kreuzer (1 Gulden = 60 Kreuzer). Nach der bürgerlichen deutschen Revolution von 1848 und dem badischen Maiaufstand von 1849 hatte die großherzogliche Regierung den Gemeinden die Kosten für deren Niederschlagung durch die Preußen aufgebürdet; eine schwere Last, an der diese lange zu tragen hatten. Die Kapelle aber wuchs und brachte es bald auf 20 bis 25 aktive Musiker. Die Stadt half ihr, wo sie konnte, z. B. mit der Übernahme von Reparaturkosten für Instrumente: 1841 zahlte die Stadtkasse dem Meister Lang aus Rothweil 3 Gulden 6 Kreuzer dafür „dass er eine Trommel ausgebessert und in gehörigen Stand gestellt hat und den Schellenbaum ausgebessert hat“. Oder sie bezahlte Ersatzteile für Instrumente wie Fagottrohre, Klarinettenköpfe und -blätter oder 20 neue Glocken für den Schellenbaum oder gar ganze Instrumente, wie z. B. 1841 eine Es-Klarinette für 6 Gulden und im finanziell schwierigen Jahr 1851 sogar eine Posaune für 11 Gulden und 30 Kreuzer.

Bis in die 1860er Jahre hinein wurde die Kapelle immer von einem der Lehrer der Volksschule geleitet, dem das Orgelspielen und die Leitung des Chores und der Kapelle ein kleines Zubrot zu seinem kargen Salär einbrachte. Wie viel von den etwa fünf Gulden, die die Stadtkasse jährlich als „Honorar für die Musikanten“ an den Lehrer ausbezahlte, dieser für sich behalten durfte, geht aus den Gemeinderechnungen nicht hervor. Er hat aber wohl nicht allzu viel für sich behalten können, denn vermutlich musste auch noch der Kauf von Noten damit bestritten werden. Im Jahr 1859 fasste sich dann der Unterlehrer Köbele ein Herz und verfasste eine schriftliche Eingabe an den Stadtrat: Er gebe jetzt bereits drei Viertel Jahre den Mitgliedern „der hiesigen Musikgesellschaft Unterricht“, die hauptsächlich durch seine Bemühungen jetzt auf einer hohen Stufe des Könnens stünden. Er opfere jede Woche zwei Abende dafür und könne das weiterhin nur tun, wenn er dafür von der Stadt bezahlt werde. Die Festsetzung der Höhe der Bezahlung überlasse er „der Humanität der hiesigen Stadtbehörde, die immerhin auch auf eine ordentliche Musik stolz sein darf und die der hiesigen Einwohnerschaft gewiss das nicht entziehen wird“.

Die Eingabe hatte Erfolg, die Stadt zahlte Köbele für seine Mühen in den Jahren 1858 und 1859 zehn Gulden. Der Unterlehrer scheint aber bald danach in eine andere Gemeinde versetzt worden zu sein, denn er tritt in den folgenden Jahresrechnungen weder in seiner Funktion als Lehrer noch als Ausbilder und Dirigent des Musikvereins auf. Dessen Leitung übernahm für die folgenden Jahre der Lehrer Angst. Mit ihm ging aber die Ära der Lehrer in dieser Funktion zu Ende: Im Jahr 1866 begann die Zeit der einheimischen Vorstände und Dirigenten mit Franz Joseph Probst, dem schon ein Jahr später Franz Xaver Probst folgte.

Überhaupt ging es jetzt aufwärts mit der Stadt und damit auch mit dem Verein, der auf ihre Zuwendungen angewiesen war. Besonders nach der Reichsgründung 1871 wurde die Stadt wohlhabender und konnte mit Stadtratsbeschluss vom 31 .12.1873 den Musikern über die Honorare für das Spielen bei Festen hinaus 12 Gulden jährlich für die Anschaffung von Noten, für den Kauf von Lichtern für das Probenlokal und für sonstigen Aufwand zusagen. Außerdem kaufte die Stadt der Kapelle ein teures Bombardon, eine Basstuba. Ab 1875, nach der Einführung der Reichsmark, betrug der jährliche Zuschuss dann 120 Mark. In diesem Jahr begann auch die Ära des angesehenen Stadtrates Isaias Schies als Vorstand und Dirigent.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Stadtkapelle eine urwüchsige Musikantengestalt in ihren Reihen: Der Posaunist Leopold Oberkirch soll sein Instrument virtuos beherrscht haben. Das Musizieren war ihm so ans Herz gewachsen, dass er im Alter, als er die vorderen Zähne verloren hatte und das Instrument nicht mehr spielen konnte, kurzerhand das Fach wechselte und – um nur ja weiter dabei sein zu können – die Pauke schlug.

Einer kürzeren Dirigentenzeit von Emil Schies folgte dann erneut ein Stadtrat, Franz Kromer, der die Kapelle bis zur Jahrhundertwende leitete. Kromer zeigte viel Idealismus und gab den Nachwuchsspielern über viele Jahre unentgeltlich Unterricht. In der Zeit seiner Leitung wurde der Verein zur Stadtkapelle erhoben und erhielt eine eigene Fahne, auf der eine Lyra vor dem Hintergrund der badischen Farben zu sehen war. Die Fahne hat die wechselvolle erste Hälfte des 20. Jahrhunderts leider nicht überstanden.

Ein großes Ereignis für den Verein und für das ganze Städtchen war die Eröffnung der Kaiserstuhlbahn durch den Großherzog im Jahr 1895. Die Stadtkapelle spielte und bildete zusammen mit dem Militärverein ein Spalier für die königliche Hoheit. Es muss ein sehr heißer Tag gewesen sein, denn die Musiker schwitzten sehr unter ihren Zylinderhüten und in ihren dunklen Anzügen und Stehkrägen – die Musik hatte damals noch keine Uniform. Das hat sie wohl sehr durstig gemacht, denn für die Bewirtung der beiden Vereine, die das Spalier gebildet hatten, stellte der Kreuzwirt Gschwender der Stadtkasse den stattlichen Betrag von 35,64 Reichsmark in Rechnung.

Die Qualität der Burkheimer Musiker hatte sich offensichtlich bis ins Elsass herumgesprochen, denn sie wurden häufig in die Orte Kunheim, Artzenheim und Baltzenheim am gegenüberliegenden Rheinufer eingeladen, dort zum Tanz aufzuspielen. Meist folgten sechs oder sieben Mitglieder des Vereins der Einladung und spielten dort oft mehrere Tage hintereinander – frühe Vorläufer des „Burkheimer Tanzorchesters“. Die regelmäßige finanzielle Unterstützung durch die Stadtkasse war natürlich auch mit Auflagen verbunden: Die gesamte Kapelle musste an den vier wichtigsten Festtagen des Jahres zum Wecken aufspielen: am „Burkheimer Fest“ (Pankratiustag), an Fronleichnam sowie an Kaisers und an Großherzogs Geburtstag. Traditionell wurden sie danach von den Bürgern mit Schnaps bewirtet, was vermutlich nicht immer vorteilhaft für die Qualität der darauf folgenden musikalischen Darbietungen gewesen ist. Um 1900, als der noch sehr junge, aber energische Dirigent Arthur Schmidt die Leitung übernommen hatte, unterband er diese Unsitte und sorgte dafür, dass Wein statt Schnaps ausgeschenkt wurde. Schmidt, der sehr gut Geige spielte und eine beträchtliche Anzahl weiterer Instrumente beherrschte, führte die Burkheimer Stadtkapelle zu beachtlichem musikalischem Können. Er dirigierte außerdem den Burkheimer Gesangverein und sattelte sein Pferd, um nach Oberbergen und zeitweise auch nach Leiselheim zu Proben mit den dortigen Gesangvereinen zu reiten. Weithin bekannt wurde er als Präsident der Kaiserstühler Sängerrunde. Außerdem verdankt ihm der Verein die Restaurierung des uralten Schellenbaumes, von dem wir gehört haben, dass er bereits 1841 so alt und abgenutzt gewesen war, dass er repariert werden und 20 Glocken an ihm ersetzt werden mussten. Älteren Burkheimern ist Schmidt, auch unter dem Spitznamen „Wägele“ bekannt, noch als Dirigent in Erinnerung

Stadtkapelle mit Dirigent Arthur Schmidt

Zwischen den Weltkriegen

Die Blütezeit des Burkheimer Musikvereins fand eine jähe Unterbrechung mit dem Beginn des ersten Weltkrieges. Viele der besten Musiker mussten ins Feld ziehen, und schließlich ging auch ein Großteil der Instrumente verloren. Der Dirigent hatte sie am Anfang des Krieges zusammen mit den Noten eingesammelt und in einer Kammer im Rathaus eingeschlossen. Mitglieder einer dort einquartierten Arbeitskompanie ließen die wertvollsten Instrumente mitgehen. Aber nicht nur dieser Verlust machte den Neuanfang nach dem Krieg schwer: Viele Musiker kehrten nicht mehr von der Front zurück, und Arthur Schmidt, der die Seele des Vereins gewesen war, wurde 1921 zum Bürgermeister gewählt und konnte sich deshalb nicht mehr mit voller Kraft der Musik widmen. Außerdem erschwerte die Inflation der Jahre 1922/1923 die Wiederbeschaffung der Instrumente.

1924 übernahm Franz Probst den Dirigentenstab, und man strebte an, die Musikkapelle als eigenständigen eingetragenen Verein zu etablieren. Dies scheiterte jedoch an den eben geschilderten finanziellen und personellen Schwierigkeiten. Die Kapelle schloss sich der neu gegründeten Feuerwehr an und nannte sich nun „Stadt- und Feuerwehrmusik“. Erstmals erhielten die Musiker auch eine Uniform, allerdings eine Feuerwehruniform: einen schwarzen Rock und einen Messinghelm. Die finanzielle Förderung der Stadt- und Feuerwehrmusik durch die Feuerwehr war eher karg, insbesondere wollte diese nichts zur Neubeschaffung der verloren gegangenen Instrumente beitragen. So bildeten sich innerhalb der Kapelle zwei Fraktionen: eine, die für den Verbleib bei der Feuerwehr plädierte, zu der auch der Dirigent Franz Probst gehörte, und eine andere, die nach Selbständigkeit strebte. Man konnte sich nicht einigen, und es kam zur Trennung. Vor allem die jüngeren Musiker schieden aus und bildeten eine eigene Kapelle. Damit gab es eine junge „rote Musik“ und eine alte „schwarze Musik“, Bezeichnungen, die ihren Grund nicht in der jeweiligen politischen Ausrichtung, sondern in der Farbe der Uniformen hatten. Die „schwarze Musik“ blieb weiter unter der Leitung von Franz Probst, die „rote“ fand einen Dirigenten in dem ehemaligen Militärmusiker Albert Brutschin. Zwei Musikkapellen in einem so kleinen Ort waren zu viel, keine konnte so wirklich gedeihen. So gab es immer wieder Bestrebungen, diesen desolaten Zustand zu beseitigen. Erst nach mehreren Jahren der Trennung gelang dies dem Ehrenvorsitzenden Adolf Mäder: Er brachte die Musiker beider Kapellen dazu, sich am 6. November 1932 im Gasthaus zur Krone zu versammeln, für eine Wiedervereinigung zu stimmen und die sorgfältig ausgearbeitete neue Satzung anzunehmen. 23 aktive Musiker traten dem Verein bei. Albert Brutschin, der nun Dirigent der Gesamtkapelle war, stellte diese als eine seiner ersten Maßnahmen auf eine tiefere Stimmung um, was die Anschaffung neuer Instrumente erforderlich machte. Eine von Adolf Mäder organisierte Haussammlung erbrachte die große Summe von etwa 3.000 Reichsmark. Dies ist umso bemerkenswerter, als im Jahr 1930 die Reben durch einen Hagelschlag völlig vernichtet worden waren und die Neuanlagen zu dieser Zeit noch keinen Ertrag brachten. Karl Bercher stiftete einen B-Bass, und der in die USA ausgewanderte Pius Baumann spendierte in Anhänglichkeit an die alte Heimat eine schöne Lyra, die heute noch vorhanden ist.

1934 veranstaltete der Verein dann ein wohl gelungenes Musikfest, an dem viele Kapellen aus nah und fern teilnahmen. Den musikalischen Glanzpunkt der bisherigen Vereinsgeschichte bildete aber die Teilnahme am Karlsruher Musikfest, von dem die Kapelle mit einem 1-A-Preis zurückkehrte und im Triumph durchs Stadttor einzog. Aus dem noch vorhandenen Reisebuch ist ersichtlich, dass die Reise nach Karlsruhe sorgfältig geplant worden war: Es wurde eigens zu dem Zweck eine Reisekasse angelegt, in die jeder Teilnehmer seinen finanziellen Möglichkeiten entsprechend einzahlte. 26 Mitglieder machten sich auf die Reise.

Kosten der Teilnahme am Karlsruher Musikfest:

Brutschin – Dirigent, Breisach
Mäder Adolf – 1. Vorstand
Schies Arthur – 2. Vorstand

Teilnehmer am Karlsruher Musikfest 1937

Briem Emil Schreiber Karl
Weber Adolf Stritt Otto
Weber Otto Meier Adolf
Sichler Anton Deckert Otto
Probst Alfred Sichler Karl
Weber Franz Probst Eugen
Trogus Eugen Thoma Adolf
Stritt Eugen Meier Herbert
Kranzer Viktor Meier Adolf
Probst Josef Zwigart Josef
Probst Hermann
Kaufmann Karl
Trogus August

Die Ausgaben betrugen:

Festkarten…………………….. 54,70 RM
Fahrt mit der Bahn……………. 87,45 RM
Dirigent………………………… 60,- RM
Festführer……………………… 0,60 RM
24 Essen……………………….. 24,- RM
24 Essen……………………….. 25,20 RM
23 Essen……………………….. 23,- RM

Abschluss im Adler in Burkheim

21 Wurstbrote………………. à 0,25 = 5,25 RM
6 Liter Wein…………………. 7,20 RM

Der zweite Weltkrieg brachte das Vereinsleben völlig zum Erliegen. Die jungen Männer mussten einrücken und das Städtchen wurde zwischen 1939 und 1945 dreimal evakuiert. Acht Musiker kehrten nicht aus dem Krieg zurück. Die Instrumente, die der Bürgermeister im Rathaus hatte einlagern lassen, überstanden den schweren Beschuss am Ende des Krieges wie durch ein Wunder; lediglich die Klarinetten, unter dem Dach aufbewahrt, waren durch die Sommerhitze gesprungen. Adolf Mäder gelang es dann auch noch, die Instrumente vor der Beschlagnahme durch die Besatzungsmacht zu bewahren.

Nach dem zweiten Weltkrieg

Als nach dem Krieg die meisten Überlebenden von der Front und aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, hätte das Vereinsleben eigentlich wieder aufleben können. Nach und nach scharten sich die alten Mitglieder um den Dirigenten Helmut Kranzer, der an der Musikhochschule die Kapellmeisterprüfung abgelegt hatte.

Die Besatzungsmacht hatte aber zunächst jegliche Versammlung von Einwohnern und damit auch jegliche Vereinstätigkeit untersagt. Erst ab 1947 war es wieder möglich,

Anträge auf (Wieder-)Gründung zu stellen. Für die Musiker tat dies Otto Weber, der am 26. Februar 1947 den Antrag auf Genehmigung einer Gründungsversammlung an das Bürgermeisteramt stellte. Dieses war aber ebenso wenig zuständig wie das Landratsamt, an das das Gesuch weitergeschickt wurde. Es musste an das französische Militärgouvernement in Freiburg gerichtet werden. Nach längerem Schriftverkehr konnte schließlich am 12. Januar 1948 im Gemeindesaal im Rathaus die Gründungsversammlung abgehalten werden, und am 8. März 1948 erlaubte das Militärgouvernement dem „Musikverein Burkheim“ seine Aktivitäten zu beginnen. Öffentlich gespielt hatte die Musik aber bereits 1947 wieder: Sie hatte die Pankraz- und die Fronleichnamsprozession musikalisch begleitet, die erste Nachkriegsfasnet gestaltet und zum Kilwitanz im Löwensaal aufgespielt.

Im Juni 1950 feierte man neben dem damaligen Winzerkeller – zwischen der alten Ziegelei und dem Anwesen Albert Meier – das 100-jährige Stiftungsfest, wobei man sich auf den hier weiter oben erwähnten Eintrag in der Gemeinderechnung des Jahres 1850 als erste Erwähnung bezog („14 Musikanten erhalten 3 Gulden und 44 Kreuzer für das Spielen am Patroziniumsfest“). Wie wir heute wissen, gibt es frühere Erwähnungen musikalischer Aktivitäten in Burkheim. Auch 1970, als man dann – sich auf die Gemeinderechnung von 1820 beziehend – mit einem „Jubiläums- und Bezirksmusikfest“ das Gründungsfest „150 Jahre Stadtkapelle Burkheim“ gefeiert hat, war man beim Durchstöbern der Archive nicht weit genug zurückgegangen.

Doch zurück zum schwierigen Neuanfang nach dem zweiten Weltkrieg. Die Reste des Vereinsvermögens wurden von der Währungsreform von 1948 endgültig vernichtet, und da die Kapelle nach der Wiedergründung keine passiven Mitglieder mehr aufnahm, konnte sich die Vereinskasse nur langsam erholen. Auch sonst gab es einige Turbulenzen. Die Dirigenten wechselten in rascher Folge: Auf Helmut Kranzer folgte Walter Kreiner, dann Josef Bohny. Auch bei den Vorständen gab es einigen Wechsel und Unstimmigkeiten, der dem Verein nicht gut tat. Viele, auch junge Musiker verließen die Kapelle, die zeitweise nur noch 16 aktive Musiker zählte, die natürlich nicht mehr alle Register besetzen konnten.

Erst 1955, mit der Wahl von Oskar Schneider, einem äußerst tatkräftigen und rührigen Mann, der ein gutes Jahrzehnt – bis 1965 – Vorstand war, gelangte der Verein in ruhigeres Fahrwasser und konnte sich weiterentwickeln. Fritz Tanneberger und Otmar Zwigart haben sich sehr um die Ausbildung von Jungmusikern bemüht, was so gut gelang, dass viele von ihnen dann schon in jungen Jahren in der Stammbesetzung mitspielen konnten.

Die Wirtschaftswunderjahre

1956 wurde auch das Theaterspielen wieder aktiviert. Im Januar und am Fasnetsonntag wurden insgesamt drei Stücke aufgeführt. Der Musikverein war eine der treibenden Kräfte für die Entwicklung der Fasnet im Städtle nach dem Krieg, auch wenn ihr – wie im Protokollbuch vermerkt – beim Hemdklunkerumzug 1956 bei 22 Grad Kälte „alle Instrumente bis auf die große Trommel eingefroren sind“. Der Verein wuchs – 1957 hatte er bereits 25 Musiker – und spielte bei zahlreichen Anlässen: Außer bei eigenen auch bei Festen anderer Vereine, bei der Einweihung der Badischen Weinstraße 1956, bei der Grundsteinlegung und Einweihung der neuen Schule 1960 und 1961, sowie beim Empfang der Ehrenbürger Pius und Johann Baumann aus Amerika 1963, die die Burkheimer in der schweren Zeit nach dem Krieg mit Paketen unterstützt hatten.

Die Gemeinde unterstützte den Verein vor allem durch den Kauf von Instrumenten und einen Zuschuss zum Gehalt des Dirigenten. 1963, als die Kapelle anlässlich der 1200-Jahrfeier von Burkheim und der Einweihung des neuen Winzerkellers eine einheitliche Uniform (grau mit Schildmütze) erhielt, war dies nur möglich, weil die Stadt 2.500 DM zuschoss – mehr als die Hälfte des Gesamtbetrags. Das Vereinsguthaben reichte gerade so für den Restbetrag. Auf den traditionellen Ausflug musste in diesem Jahr verzichtet werden.


1963: 1200-Jahrfeier von Burkheim

1965 übernahm Artur Geiser das Amt des 1. Vorsitzenden. Am 10. September 1966 fuhr die Stadtkapelle zur Verschwisterungsfeier in die elsässische Gemeinde Sigolsheim. Einige der Musiker, die den Bus verpasst hatten, machten sich in den frühen Morgenstunden zu Fuß auf nach Colmar, wo sie von Musikkameraden mit dem Privatauto abgeholt wurden.

Die 70er und 80er Jahre

Am Ostersonntag 1969 begann die Kapelle die Tradition ihrer Wunschkonzerte. Im Jahr 1970 feierte der Verein dann – wie bereits erwähnt – sein 150- jähriges Gründungsfest und nannte sich erstmals offiziell „Stadtkapelle Burkheim“ – bis dahin war in allen Aufzeichnungen nach dem Krieg vom „Musikverein“ die Rede gewesen. Das Jubiläumsfest, zu dem erstmals auch eine Festschrift erstellt wurde, fand vom 28. Mai bis 1. Juni in einem Festzelt unterhalb der Winzergenossenschaft statt. Ein weiterer Glanzpunkt dieses Jahres war die Teilnahme am Wertungsspiel in Eichstetten, bei dem sich die Kapelle einen 1. Rang erspielte.

Während seiner ganzen Geschichte bis zum Jahr der Feier des 150-jährigen Gründungsfestes war der Verein ein reiner Männerverein gewesen. 1970 durften erstmals Mädchen in die Kapelle eintreten. Diese „Pionierinnen“ waren Angelika Bohn, Angelika Probst, Regina Probst und Iris Ritzenthaler.

Zu den Fasnachtsveranstaltungen 1971 spielte eine Abordnung der Stadtkapelle im Torkeller des Weingutes Bercher drei Tage lang zum Tanz auf, da in der bisherigen Lokalität, der Abladehalle der Winzergenossenschaft, neue technische Anlagen installiert wurden. Im Jahr darauf fanden Preismaskenball, Schmutziger Dunschdig und Kinderpreismaskenball erstmals in der Pausenhalle der Schule statt.

1973 wurde Rudi Probst in der Generalversammlung am 24. März in das Amt des 1. Vorsitzenden gewählt. Am 1. April beteiligte sich die Kapelle am Wertungsspiel in Weisweil und erreichte in der Mittelstufe einen 1. Rang mit Auszeichnung.

Eine große Ehrung wurde dem Verein im Jahr 1973 zuteil: Ihm wurde die „Pro-Musica-Plakette“ verliehen, eine Auszeichnung, die nur Musikvereine erhalten, die seit mindestens 100 Jahren bestehen und sich um die Pflege des instrumentalen Musizierens und damit der Förderung des kulturellen Lebens besonders verdient gemacht haben. Sie wurde der Stadtkapelle Burkheim von Bundespräsident Heinemann auf Antrag des damaligen Vorstandes Rudi Probst am 1. April 1973 zuerkannt. Übergeben wurde sie im Spätjahr desselben Jahres durch Regierungspräsident Person in Oberrotweil. Gleichzeitig erhielt auch die Winzerkapelle Oberrotweil die Plakette.

1974 zum 50-jährigen Jubiläum der Winzergenossenschaft wurde das Straßenfest – die „Burkheimer Weintage“ – in der Mittelstadt erstmals von den Burkheimer Vereinen gemeinsam organisiert. Es war im Jahr zuvor auf Initiative des Zunftmeisters Karl Schies von der Handwerkerzunft ins Leben gerufen worden. Das Fest hat sich bis heute, zusammen mit dem von der Stadtkapelle allein organisierten Zwiebelkuchenfest, zur wesentlichen Einkommensquelle aller teilnehmenden Vereine entwickelt.

Im Januar 1975 wurde die Kapelle in die neuen Uniformen eingekleidet, die sie heute noch trägt. Außerdem wurde in dieser Zeit von der Generalversammlung eine neue Satzung angenommen, mit dem Ziel den Verein ins Vereinsregister einzutragen, was am 2.12.1975 auch erfolgte. Hauptgrund für die Eintragung war die Gemeindereform, die am 1. Januar zur Bildung der Stadt Vogtsburg aus sieben Gemeinden, einschließlich Burkheim, führte. Die Stadtkapelle befürchtete nämlich nicht zu Unrecht, dass die Stadt Vogtsburg die großzügige Unterstützung der selbstständigen Stadt Burkheim – zumindest auf längere Sicht – nicht fortführen würde. Daher stellte sich der Verein darauf ein, sein Fortbestehen mehr als bisher aus eigener Kraft sichern zu müssen. Der Eintrag ins Vereinsregister war dazu der erste Schritt.

Am 16. März 1976 wurde Walter Schreck in einer außerordentlichen Generalversammlung zum 1. Vorsitzenden gewählt, nachdem sich auf der ordentlichen Generalversammlung kein Nachfolger für Rudi Probst gefunden hatte. In diesem Jahr verhandelte der Vorstand erfolgreich mit der Stadt und erreichte einen erhöhten Zuschuss von 1.500 DM jährlich, der aber nur so lange gezahlt werden sollte, bis in Burkheim die im Gemeindefusionsvertrag zugesagte Halle gebaut sei. Im Sommer dieses Jahres unternahm die Stadtkapelle eine Fahrt ins oberschwäbische Aulendorf, wo in der altehrwürdigen Stadthalle ein Burkheimer Weinfest gefeiert wurde. Dies war der Beginn einer herzlichen Freundschaft, die durch gegenseitige Besuche bis heute fortbesteht.

1978: Stadtkapelle Aulendorf zu Besuch bei den Burkheimer Weintagen

Im Dezember 1976 erhielt der Verein von der Gemeinde ein Rebgrundstück zu pachten. Das Grundstück, das mittlerweile mit ca. 20 ar der frühreifenden, pilzresistenten Rebsorte Solaris bestockt ist, wird von den Musikerinnen und Musikern selbst bearbeitet – jedes Register ist für drei Zeilen zuständig. Und da die Stadtkapelle Mitglied bei der Winzergenossenschaft ist, sorgt diese dafür, dass der „Neue“ zum richtigen Zeitpunkt ausgeschenkt werden kann.

1977 initiierte der damalige Vorstand Walter Schreck das Zwiebelkuchenfest, das die Stadtkapelle seither in eigener Regie veranstaltet. Es fand zunächst „ins Stadtschriebers Hüs“ im Mittelstädtle, später vor dem Rathaus statt. Das Zwiebelkuchenfest, und die sich mit ihm im jährlichen Turnus abwechselnden „Burkheimer Weintage“, sind heute die Haupteinnahmequellen des Vereins.

1978 wurde von der Generalversammlung am 17. März ergänzend zur Satzung eine Geschäftsordnung übernommen. In der Generalversammlung am 30. März im Jahr darauf wurde Gerd Geiser mit damals 18 Jahren zum zweiten Vorsitzenden und damit zugleich zum jüngsten Vorstandsmitglied gewählt. Bis heute hat er sein Amt inne.

Nachdem Walter Schreck 1981 sein Amt als 1. Vorsitzender abgegeben hatte, führten die Vorstandsmitglieder Gerd Geiser, Werner Geiser und Erhard Schneider den Verein bis zur nächsten Generalversammlung kommissarisch. Danach übernahm Erhard Schneider den 1. Vorsitz allein kommissarisch. Einem Protokoll aus dem Jahre 1983 ist zu entnehmen, dass die Kapelle mittlerweile auf 53 Aktive angewachsen ist und „sich der Probenbesuch verbessert hat“.

1985 ging der Rebenbummler erstmals auf Fahrt. Die alte Dampflok brachte viele Gäste nach Burkheim, die von der Stadtkapelle am Bahnhof abgeholt und im Mittelstädtle bewirtet und musikalisch unterhalten wurden.

1986 wurde der Probenraum im 2. Obergeschoss des Rathauses renoviert. Da man den hinteren Raum dazu erhielt, machte man einen Durchbruch. In Eigenleistung wurden die Decken abgehängt, neue Heizkörper angebracht und der Holzboden neu versiegelt.

1988 wurde für die Stadtkapelle ein Jahr der Superlative, denn in dieses Jahr fiel die schon legendäre Amerikafahrt. Für die Bewerbung für das German Fest wurde eine Musikkassette eingespielt, der Bildhauer Bauer aus Kiechlinsbergen fertigte eine Holztafel mit dem Burkheimer Stadttor an und eine Standarte mit dem Burkheimer Wappen wurde angeschafft. Schließlich wollte man auf dem Umzug auf dem German Fest ein gutes Bild abgeben. Auch lief das Weinfest in diesem Jahr so gut, dass jeder Verein pro verkauftem Glas 50 Pfennig für die Kirchenrenovation gespendet hat.

Unvergessliche Tage in Amerika

Hans Schmidt und seine Frau Rosel, eine gebürtige Burkheimerin, wanderten 1956 in die USA aus und ließen sich in Milwaukee am Michigan See nieder. Die vielen Deutschstämmigen, die dort leben und sich in über 20 Vereinen zusammengeschlossen haben, veranstalten jedes Jahr ein German Fest, das über 100.000 meist ebenfalls deutschstämmige Besucher aus ganz Amerika anzieht.

1986 besuchten Hans und Rosel Schmidt ihre alte Heimat und luden die Stadtkapelle Burkheim ein, doch einmal auf dem German Fest zu spielen. Unsere Musikerinnen und Musiker waren sofort begeistert und stürzten sich sogleich in die Vorbereitungen. Denn am 3. Juliwochenende 1988 wollte man beim German Fest dabei sein. Zunächst galt es die Reisekosten in den Griff zu bekommen. Schließlich hat der Verein viele jugendliche Mitglieder ohne eigenes Einkommen und teilweise planten ganze Familien mitzukommen. Man bemühte sich erfolgreich um Zuschüsse und zapfte einen großen Teil des Vereinsguthabens an, so dass die Reise letztendlich für alle Aktiven, die Interesse an der weiten Reise hatten, erschwinglich wurde. 41 Musiker/innen und 20 Begleitpersonen standen zum Schluss auf der Reiseliste. Und nach zwei Infoabenden im Probelokal fühlten sich alle bereit zum Sprung über den großen Teich. Mit 18 Kisten mit Instrumenten und 1179 kg Gepäck machte sich unsere 61 Personen starke Truppe auf nach Amerika.

Die große Fahrt:
Burkheim – Frankfurt – New York – Milwaukee

Hans und Rosel begrüßten uns am Flughafen von Milwaukee zusammen mit ihren deutschen Freunden, die in den nächsten sechs aufregenden Tagen unsere Gastgeber sein sollten. Doch zunächst ging’s erst einmal nach Brookfield zu den Schmidts, wo bis in die späten Abendstunden gefeiert wurde. Ein üppiges Mahl, kalifornischer Wein, Bier, Cola und natürlich unser Burkheimer Feuerberg heizten die Stimmung kräftig an, bis schließlich getanzt wurde, das Burkheimer Lied und die alten Lieder aus früheren Fußballtagen erklangen: Von „Rot und weiß, wie lieb ich dich“ bis zu „Es zogen elf Spieler wohl über den Rhein“. Zum Schluss durfte sich sogar unser Ortsvorsteher mit Stuhl, Hut und Krawatte im Swimming Pool abkühlen. Die Gastfreundschaft war jedenfalls überwältigend und wir wurden alle von unseren Gastfamilien bestens versorgt.

Nach einer eindrucksvollen Stadtrundfahrt stand dann einer der Höhepunkte unserer Reise an: Unser Auftritt beim German Fest. Das Festgelände direkt am Ufer des Michigan Sees beeindruckte durch seine amerikanischen Dimensionen: 1000 m lang, 300 m breit, mit Parkanlagen, Springbrunnen, Seilbahnen, bunten Häuschen und mehreren Bühnen. Eines der berühmtesten Treffen des mittleren Westens. Ein Volksfest, geboren aus der Sehnsucht nach der alten Heimat, von Menschen, die hier eine neue Heimat finden durften.

Reinhold Ellermann, Vorsitzender des Karnevalvereins Grün-Weiß aus Milwaukee, führte uns durch das musikalische Programm. Und auch als das letzte Konzert angesagt wird, sind wir immer noch gefangen von der unwahrscheinlichen Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die uns alle hier beherrscht. Unser Dirigent Stephan Paul Poteczin lief zur Hochform auf – Orchesterleiter, Entertainer, Stimmungskanone. Eine Wirkung der amerikanischen Luft?

Vom German Fest fuhren wir dann mit zwei Bussen weiter nach Chicago. Ein Tagesausflug in die heimliche Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Hier steht das zur damaligen Zeit höchste Gebäude der Welt, der Sears Tower – 11 0 Stockwerke und 443 m hoch. Die Stadt ist eines der größten Handels- und Verkehrszentren der Welt, bietet aber als Tor zum Süden auch Sandstrände, Yachthäfen und ein 45 km langes Seeufer.

In Milwaukee hieß es dann jedoch Abschied nehmen und uns bei unseren Gastgebern herzlich für die freundliche Aufnahme zu bedanken. Dann ging unser Flug über St. Louis nach New York, wo uns zwei erlebnisreiche Tage bevorstanden. Wall Street, Empire State Building, China Town, Rockefeller Center, Central Park, Harlem, Metropolitan Oper, Freiheitsstatue, eine Rundfahrt mit dem Circle Boot auf East und Hudson River – wir waren begeistert.

Zurück in Frankfurt begrüßte uns Herr Löffel, der Chef des Reisebüros Leidhold. Eine ereignisreiche Reise ging zu Ende. Müde, abgespannt, aber glücklich kamen wir wieder in Burkheim an, wo wir von unseren Angehörigen und Fans herzlich empfangen wurden. Die Heimat hatte uns wieder!


Thank you! Rudy Unger, zuständig für die Unterhaltung beim German Fest, dankte den Burkheimern dafür, dass sie mit ihrer „perfekten Darbietung“ mit dazu beitrugen, das German Fest 1988 zum größten und besten German Fest zu machen, das es je gab.

1989 schaffte die Stadtkapelle zwei Pauken an, um nicht ständig auf Leihgaben angewiesen zu sein.

1991 wurden Hans Schmidt, Otmar Zwigart und Rolf Probst zu Ehrenmitgliedern ernannt. Mit 56 Mitgliedern erreicht die Kapelle einen Mitgliederrekord.

Beim Neujahrskonzert 1992 wurde erstmals das von Karl Falkner geschaffene Bühnenbild in der Lazarus-von-Schwendi-Halle vorgestellt. Außerdem hat sich auf dieser Veranstaltung das seit 15 Jahren erfolgreiche Burkheimer Tanzorchester, eine Unterformation der Stadtkapelle, feierlich aufgelöst. In diesem Jahr veranstaltete die Burkheimer Stadtkapelle zusammen mit den Reservisten das 1. Schlossfest. Darüber hinaus nahm man am Jubiläumsfest der Burgheimer Marktmusikkapelle in Mittelbayern teil. Mittlerweile führten die vielen gegenseitigen Besuche zu einer wirklichen Freundschaft mit den bayrischen Burgheimern, die daher auch das 200-jährige Jubiläum der Stadtkapelle mitfeiern wollen.

1993 wurden die historischen Uniformen angeschafft. Erstmals getragen wurden sie beim 22. Jubiläumsumzug der Burkheimer Schneckenzunft.

Am 24. April 1994 feierte der ehemalige Posaunist der Stadtkapelle, Jürgen Rieger, seine Primiz. Einen Monat später, am 13. Mai, nahmen die Burkheimer am weltbekannten Blutritt in Weingarten teil. Aufgrund des starken Regens marschierten die Musiker förmlich über einen grünen Teppich aus Pferdeäpfeln. Auf der Heimfahrt im Bus durften daher alle „die gute Landluft“ genießen. Im gleichen Jahr fand im Mittelstädtle der 1. Vogtsburger Weihnachtsmarkt statt, auf dem eine Abordnung der Burkheimer Stadtkapelle mit Weihnachtsliedern für Adventsstimmung sorgte.

1995 luden die Burkheimer die Sigolsheimer Musikfreunde zu einer Wanderung nach Burkheim ein. Seit der Verschwisterung pflegen beide Vereine gute Kontakte. Nicht nur gesellige Zusammenkünfte, auch gemeinsame Konzerte ließen herzliche Freundschaften entstehen.

Am 7. August kamen die „Alten Kameraden“ aus Amerika zu Besuch. Die Alten Kameraden, einer von den 22 Vereinen, die beim Germanfest in Milwaukee mitwirken, hatten ein wunderschönen Auftritt im Mittelstädtle. Die Leute standen vor Begeisterung auf den Bänken.

1996 stand dann ein Dirigentenwechsel an. Herr Poteczin wurde nach 26-jähriger erfolgreicher Tätigkeit beim Neujahrskonzert verabschiedet. Sein Nachfolger wurde Andreas Späth aus Kiechlinsbergen, mit dem eine neue, ebenfalls sehr erfolgreiche musikalische Ära begann. Bei den Neujahrkonzerten schwenkte man auf eine neue Musikrichtung im Big-Band-Sound um, die bei den Zuhörern helle Begeisterung auslöste. Am 4. Mai trat die Stadtkapelle live beim Südwestrundfunk in Freiburg auf. Sie begleitete eine Sendung über Jörg Wickram, ehemals Stadtschreiber von Burkheim, der 1555 mit seiner Schwanksammlung „Das Rollwagenbüchlein“ Bekanntheit erlangt hatte.

Am 9. November 1996 spielte die Stadtkapelle vor hohem Besuch. Der damalige Außenminister Kinkel kam mit seinem polnischen Amtskollegen Rosati zu einer Stippvisite nach Burkheim, wo sich beide ins Protokollbuch des Vereins eintrugen.

1997 wurde Oskar Schneider im Rahmen des Neujahrskonzertes zum Ehrenvorstand ernannt. Nach einem Ausflug nach Paris im Sommer 1998, stand im Jahr darauf das 75-jährige Jubiläum der Winzergenossenschaft Burkheim an, das von der Stadtkapelle musikalisch umrahmt wurde. Ebenfalls in diesem Jahr zwei Frühschoppenkonzerte: am 15. Mai im Hotel St. Augustin bei Köln, sowie am 20. Juni in Baienfurt auf Einladung des dortigen Musikvereins. Mit dem Musikverein Baienfurt verbindet uns eine gute Freundschaft.

2000 wurden im Rahmen des Neujahrskonzertes die ehemaligen Musiker Helmut Stritt, Walter Schreck, K.H. Sichler und Werner Geiser zu Ehrenmitgliedern ernannt. Am 2. August spielte die Stadtkapelle vor dem damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel und am 26. November anlässlich der Einweihung des neu renovierten Feuerwehrhauses.

Am 20. Mai 2001 spielte die Stadtkapelle bei der Verleihung des Rollwagenpreises von SWR 4 in der Schwendi-Halle. Das Zwiebelkuchenfest im Herbst wurde erstmals drei Tage lang gefeiert. Grund war die Premiere des Nachtwächters am Freitagabend. Heute führen Karl-Heinz Bieler, Günter Kromer und Friedel Weiler die Nachtwächterrundgänge jeweils mittwochs und sonntags um 22.00 Uhr durch. Die Rundgänge, an denen jährlich 6.000-8.000 Interessierte teilnehmen, sind zu einer wirklichen Attraktion geworden.

2002 waren der Umbau und die Sanierung des Rathauses in vollem Gange. Während der Umbauphase, die sich letztendlich über zwei Jahre hinzog, probte die Stadtkapelle im Foyer der Lazarus-von-Schwendi-Halle. Der bisherige Proberaum der Kapelle im Rathaus wurde ein Stockwerk tiefer in den ehemaligen Bürgersaal verlegt. Da ein Teil von der ehemaligen Wohnung Huber mit dazu genommen wurde, ist der neue Proberaum nun um einiges größer. Die Stadtkapelle hat sich mit Eigenleistungen beteiligt.

Im selben Jahr besuchte die Stadtkapelle ihren ehemaligen Posaunisten Jürgen Rieger, mittlerweile Stadtpfarrer in Weingarten. Nach einem Frühschoppenkonzert setzte Stadtpfarrer Rieger zusammen mit Bürgermeister Gabriel Schweizer und Ortsvorsteher Gottfried Trogus eine Rebe der Sorte Hecker.


Wein für Weingarten: Die Burkheimer pflanzten eine Rebe der Sorte Hecker in den altehrwürdigen Klostergarten

Am 5. April 2003 wurden Paul Probst, Hermann Vogginger und Anton Weber zu Ehrenmitgliedern ernannt. Dieter Jäger übernahm die Leitung der Jugendkapelle von Tobias Kranzer. Um die Jugendarbeit zu verbessern, wurde zudem eine Dauerkooperation von Schule und Verein vereinbart.

Außerdem arbeiteten die Vereinsmitglieder weiterhin fleißig am „Schopf“. Für die umfangreiche Festausstattung, wie z. B. Theken, Öfen, Podeste und Kühlschränke, mussten neue Unterstellmöglichkeiten geschaffen werden. Doch dank der vielen Eigenleistungen konnte der Verein dieses ehrgeizige Projekt stemmen.

Am 29. Juni 2003 nahm die Stadtkapelle an einem internationalen Wertungsspiel in Endingen teil. In der Mittelstufe, in der die Burkheimer antraten, belegten sie unter den ca. 10 teilnehmenden Vereinen einen hervorragenden 2. Platz. Ende 2003 konnte dann endlich die erste Musikprobe im neuen Probenraum im Rathaus stattfinden. Die Musiker fühlen sich in dem neuen Raum, in dem von Ehrenmitglied Hermann Vogginger sogar eine kleine Küche eingebaut worden war, sehr wohl.

2003 fand auch das 1. Stuhlkonzert statt. Der Termin des jahrelang traditionellen Neujahrskonzertes wurde aufgegeben und in das Frühjahr – auf den Ostersonntag – verlegt.

An Pfingsten 2004 war die Stadtkapelle 4 Tage lang beim Ruderclub am Wannsee in Berlin zu Gast und spielte zum Frühschoppen auf. Hier fand auch ein kleines Burkheimer Weinfest statt. Die Musiker waren im Bootshaus untergebracht und erlebten in Berlin schöne, erlebnisreiche Tage, für die sie den Berliner Freunden, insbesondere dem Vorsitzenden des Ruderclubs Jürgen Sommer, herzlich dankten. Am 19. September spielte die Stadtkapelle bei der Abschiedsfeier von Ortsvorsteher Gottfried Trogus.

Beim Zwiebelkuchenfest 2005 waren wieder einmal die Freunde der Stadtkapelle aus Aulendorf da und spielten zum Frühschoppen. Die Stadtkapelle Aulendorf hat nichts von ihrem Glanz verloren und begeisterte die Zuhörer. Freundschaften wurden wieder aufgefrischt und man feierte wie in alten Zeiten.

Mit den Jahren entwickelte sich der Vogtsburger Weihnachtsmarkt im historischen Mittelstädtle immer mehr zu einem Publikumsmagnet. 2005 wurde durch die Stadtkapelle erstmals „Stadtschriebers Hof“ mit in den Weihnachtsmarkt einbezogen, was sich auf den gesamten Markt sehr positiv auswirkte. Die lebenden Tiere in der Scheune und das Krippenspiel „Die Herbergsuchenden“ waren ein voller Erfolg.

2006 verlegte die Vereinsgemeinschaft – auch unter tatkräftiger Mithilfe der Stadtkapelle – in der Mittelstadt eine neue Stromversorgung mit so genannten Unterfluranschlüssen. Gleichzeitig wurden Kabel für Lautsprecher mit eingebaut. So funktionieren Stromversorgung und Beschallung bei den alljährlich stattfindenden Festen reibungslos. Die gesamte Maßnahme erfolgte in Eigenleistung durch Mitglieder der Vereine und mit finanzieller Unterstützung der Stadt im Rahmen von Zuschüssen des Landessanierungsprogramms.

Pünktlich zu den Burkheimer Weintagen am 1. Septemberwochenende hellte sich nach sechs Wochen Dauerregen der Himmel auf, so dass man wieder ein fröhliches, erfolgreiches Fest feiern konnte.